Harz Mai 2014

Jaja, was soll ich euch erzählen??? Kay und Hilke hatten und schon viele Mal begeistert von ihren Wandertouren erzählt. Obwohl ich es ja nicht glauben wollte, war Christiane auch immer gleich begeistert: "Ohh ja, wandern wollte ich auch schon immer mal!!" Christiane - wandern??? Ja, Leute so habe ich auch gedacht, aber sie ließ sich ja nicht abbringen. So nahm diese Geschichte dann ihren Lauf. Die Wanderexperten schlugen gleich vor, dann lass uns Mal nicht gleich das schwerste Wandergebiet aussuchen und es sollte dann auch erst Mal nur über ein langes Wochenende sein. Ergo, nicht gleich wochenlang über die Alpen oder durch die Sahara. Naja, ich war ja noch immer skeptisch, aber irgendwie kristallisierte sich dann schnell das Wochenende um den Vatertag raus und was liegt nahe, wenn man in Hamburg ansässig ist??? Richtig, der Harz!!! Hotel in Wernigerode war dann auch schnell von Donnerstag bis Sonntag gefixt!

So machten sich dann am Donnerstag den 29.5. zwei gutgelaunte Pärchen mit dem Auto zeitig auf den Weg gen Harz. Aber wie gesagt, wir wollten es ja auch nicht gleich übertreiben und so lange fährt man von Hamburg in den Harz nun auch nicht. Also legte man eine Frühstückspause in der wunderschönen Stadt Celle ein und begab sich hier auch auf eine erste Stadtwanderung.

Die 1292 gegründete Stadt Celle verfügt über einen historischen Altstadtkern mit ca. 480 restaurierten Fachwerkhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Dieser Baustiel prägt ja auch den Harz, wie wir später noch sehen werden. Also einen Stadtrundgang durch Celle kann ich jedem nur ans Herz legen. Dabei kommt man automatisch auch an der Stadtkirche St. Marien und am Celler Schloss vorbei.

Nun aber weiter, schließlich gehört Celle ja noch nicht zum Harz und da wollten wir hin. Unser eigentliches Ziel hieß Wernigerode! Eine wunderschöne knapp 35.000 Einwohner zählende Stadt in der Nähe des Brocken. Schon alleine das spätgothische Rathaus mit dem Marktplatz und dem reich verzierten Brunnen in dessen Mitte waren mehr als beeindruckend. Aber als wir dann auch noch feststellten, dass sich unser Hotel direkt nebenan im ehemaligen Patrizierhaus aus dem 15. Jahrhundert befindet, da wussten wir, wir haben alles richtig gemacht!! An dieser Stelle sei dann auch noch erwähnt, dass unser Hotel auch über einen großen Wellnessbereich verfügte, worüber sich besonders eine Teilnehmerin sehr freute. Wer? - Auflösung folgt weiter unten.

Aber hey, wir waren ja eigentlich nicht für Wellness hergekommen, Wandern hieß das Ziel und so machte sich dann auch, nachdem man kurz die Zimmer bezogen hatte, eine vierköpfige "Wandergruppe" auf den Weg hoch zum Schloss! Das Schloss Wernigerode war ursprünglich eine mittelalterliche Burg, die den Weg der deutschen Kaiser des Mittelalters auf deren Jagdausflügen in den Harz sichern sollte. Im Laufe des 16. Jh. wurde die Burg zu einer Renaissancefestung umgebaut. Und da das Schloss doch deutlich oberhalb der Stadt liegt, kann man von hier einen hervorragenden Blick über die Stadt genießen. Leider hat am Donnerstag nur das Wetter nicht ganz mitgespielt.

Während sich anschließend die Frauen auf den Zimmern frisch machten, genossen Kay und ich schön am Bierstand den Aufmarsch der Jagdstudenten. Herrlich sag ich euch, aber wie wir später noch sehen sollten, waren die Jagstudenten nicht die einzigen, die sich in Wernigerode zu ihrem Treffen versammelt hatten.

Einige der Herren Jagdstudenten waren um diese Zeit, wir sprechen von ca. 17 Uhr, schon so voll, dass an jagen sicher nicht mehr zu denken war. Naja, Kay und ich ließen Jagdstudenten Jagdstudenten sein und testeten noch das Bier im Brauhaus. 2 Euro für´n halben Liter Bier, hallo, watt soll ich da bei den Jagdstudenten 2,80 für nen 0,3 Plastikbecher Bier bezahlen. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant, ließ die Reisegruppe den Abend dann schön gemütlich mit Urlaubserinnerungen von vergangenen Reisen ausklingen und machte sich relativ früh auf den Weg in die Betten, schließlich sollte es ja am nächsten Morgen zeitig los gehen.

An der Rezeption ernteten wir am nächsten Morgen dann viele bewundernde Blicke, als wir frohen Mutes mitteilten, dass wir ganz von Wernigerode bis auf dem Brocken wandern wollen. Und nein, man wolle sich auf keinen Fall die ersten vier km bis zum Beginn des eigentlichen Wanderweges sparen. Aussage Wanderführer: "Für 4 Stunden wandern, zieh ich mir erst gar nicht die Schuhe an!"

Also dann frühstücken und los, drei lustige Wandervögel machen sich auf den Weg zum Brocken. - DREI ?? Warum nicht 4? Tja, ich sag es Mal so, die Umstände hatten sich ein wenig geändert, so dass die Hauptauslöserin dieser ganzen Wanderaktion es vorzog auf längere Wanderungen zu verzichten und in der Zeit das Shopping und Wellnesspotential Wernigerodes zu checken! Ergo, wie erwähnt, 3 lustige Wandervögel machten sich auf den Weg, es sollte über die steinerne Renne und den Höllenstieg hoch zum Brocken gehen. Die ersten 4 km wurden genutzt, um sich mit Verpflegung auszustatten.

Und dann ging es die steinerne Renne hoch. Die Steinerne Renne befindet sich am Fuße des Brockenmassivs. Sie ist ein wild-romantischer Flussabschnitt am Oberlauf der Holtemme. Dieser kleine Gebirgsfluss überwindet hier auf einer kurzen Wegstrecke einen Höhenunterschied von mehr als 200 Metern. Dabei wechseln sich viele kleine Wasserfälle und Stromschnellen in einem mit Granitgestein durchsetzten Flussbett mit völlig ruhigem Wasser ab und der Wanderweg nebenan ist ebenso steinig, wie das Flussbett.

Oben angekommen, erwartet einen das Rennehaus. Ein wunderschönes Gasthaus, direkt oberhalb der Wasserfälle. Hier nahmen wir uns dann die Zeit, noch ein Mal detailliert den weiteren Aufstieg zu planen. Wie uns die Schilder zeigten, hatten wir schon die ersten 10 km hinter uns gebracht. Jetzt hieß es Entscheidungen treffen, entweder noch weitere ca. 13 km und mehr oder weniger Straßen folgen, oder der steile Weg durch den Höllenstieg, der uns dem Brocken schneller näher bringen sollte.

So, damit sich das auch noch Mal jeder ein wenig besser vorstellen kann: Also wir fangen am Standort "Steinere Renne Bahnhof" an, hier hält auch die Harzer Schmalspureinsenbahn. Es ging bereits an der Steinernen Renne entlang bis zum Gasthaus, dort wo auf der Karte eine Grenze verläuft. Es geht dann zunächst auf einem sehr gut ausgebauten Weg schön flach weiter Richtung Brocken, bis man vor die Entscheidung gestellt wird, entweder dem Höllenstieg (hier als Hinweg zum Brocken gekennzeichnet), oder halt dem ausgebauten Weg weiter zu folgen (hier als Vorschlag für den Rückweg).

Der Höllenstieg führt mitten durch den Wald und ist ziemlich steil ansteigend. Zeitweise so gar nicht wirklich als Weg zu erkennen, man muss eher erahnen, wo es weiter geht. Überraschenderweise kommen einen dann von oben immer mal wieder Mountainbiker entgegen, also nee, sorry, geht gar nicht!! Naja, jedem das seine. Man erreicht dann irgendwann schließlich den Viktor von Scheffel Weg und wir dachten eigentlich, wir hätten die Hölle durchschritten.

Aber nix da, auf der anderen Seite, wirklich überhaupt nicht zu erkennen, geht es weiter. Also ab hier ist der Höllenstieg nicht mal mehr als Trampelpfad zu bezeichnen. Einfach immer der Nase nach und möglichst grad aus nach oben. Einen Weg muss man sich hier einfach denken. Tja und wie man sieht, war es dann teilweise auch eher ein Abenteuer, hier nicht im Morast zu versinken;-)

Aber irgendwie sind wir durchgekommen und erreichen den Glashüttenweg. Auf dem ca. 1,4 km langen Höllenstieg haben wir jetzt schon wieder 250 Höhenmeter gut gemacht. Oben gönnen wir uns eine weitere kleine Pause, bevor wir die letzte Etappe angehen. Ab jetzt geht es praktisch die Straße entlang zum Brocken hoch. Ein Volk hier, also da ist es mir 1000 mal lieber so nen einsamen kaum zu erkennenden Weg zu folgen, als mit all den Mountainbikern und Kameratouris diese Straße entlang zu gehen. Aber eine andere Möglichkeit gibt es dann nicht mehr. Tja und so richtig sehenswürdig ist der Harz hier auch nicht, viel, viel toter Wald!

Schließlich nach gut 5 Stunden haben wir es geschafft. wir haben den mit 1142 Meter höchsten Berg Norddeutschlands bezwungen. Wir sind auf dem Gipfel des Brocken. Tja, leider nicht nur wir, sondern bei bestem Wetter auch noch 10.000 andere;-( Welches Folgen das hat? Bohhh, wir mussten noch 40 Minuten anstehen, bis wir endlich unser wohlverdientes Weizen genießen konnten.

Inzwischen hatte sich auch der 4. "Wandervogel" auf dem Brocken eingefunden. Christiane war schön mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken hochgefahren. Selbige sollte uns dann auch alle wieder zusammen runterbringen. Aber auch hier galt, aus Mangel an Plätzen, wegen Überfüllung, müssen einige draußen vor den Waggons stehen. Hey, aber letztendlich war ich froh drüber, denn die Fahrt mit der Schmalspurbahn ist echt ein Erlebnis und führt durch traumhafte Landschaften!

Zurück in Wernigerode, wurde sich kurz frisch gemacht, um dann der zweiten Attraktion des Wochenendes einen Besuch abzustatten. Neben den bereits erwähnten Jagdstudenten, hatten auch die Line Dancer zu einem Art Jahrestreffen eingeladen. Ich sag euch, ein wahrer Genuss und der Held der ganzen Show war Stromberg - nee, jetzt ohne Scheiß, der hatte es voll raus. Was soll ich euch sagen, wir sind mehr als auf unsere Kosten gekommen;-) Abends wurde dann wieder hervorragend gespeist, die noch fehlenden Urlaubsbilder angesehen, was zur folge hatte, dass ich nachts von Klettertouren auf Fernsehtürme in China geträumt habe, an denen ich dann letztendlich mit Höhenangst oben auf der Spitze der Antenne fest hing!

Wie auch immer, der Muskelkater und auch sonstige Kater am nächsten Tag hielt sich in Grenzen und 3 machten sich früh Morgens erneut auf den Weg, die umliegenden Harzer Berge zu erkunden. "Wandervogel" 4 zog das Wellnessprogramm vor und verpasste somit wunderbare Blicke auf den Brocken, oder auch das Wernigeroder Schloss.

Irgendwo haben wir dann die Abzweigung verpasst, eigentlich war unser Ziel, einen Stausee zu erreichen. Naja, aber was solls, der Harz hat ja überall was zu bieten, so besuchten wir dann noch eine Sprungschanze sowie einen Turm, in dem offensichtlich Rapunzel zu Haus sein musste! Sind extra den Turm rauf, wollten Rapunzel befreien, konnten sie aber leider nicht finden! In Wirklichkeit handelt es sich um den Kaiserturm auf dem 478 Meter hohen Armeleuteberg, tja Rapunzel haben wir nicht gefunden, aber das Gasthaus am Armeleuteberg schon;-)

Letztendlich waren wir aber gegen Mittag schon wieder in Wernigerode. Dort angekommen, sammelte man den 4. "Wandervogel" auch wieder ein und machte sich mit dem Auto auf den Weg nach Quedlinburg. Quedlinburg wurden bereits 994 die Stadtrechte verliehen. 1000 Jahre später, also 1994, wurde das architektonische Erbe in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und macht die Stadt zu einem der größten Flächendenkmäler Deutschlands. In der Stadt befinden sich mehr als 1200 Fachwerkhäuser aus 6 Jahrhunderten. Von innen und von außen, alles einfach nur traumhaft. Als Beispiele unten, das Rathaus und die romanische Klosterkirche St. Marien.

Und wir hatten dann auch noch das große Glück, dass genau an diesem Wochenende Quedlinburg bei bestem Wetter die 20-jährige Zugehörigkeit zum UNESCO Weltkulturerbe feierte.

Vom Marktplatz aus, wanderten wir 4 weiter hoch zum Dom. Der Weg führt durch verwinkelte Gassen und rechts und links immer wieder diese wunderschönen Fachwerkhäuser. Oben am Dom angekommen, hatte ich dann das Gefühl, dass der Wanderführer spätestens jetzt dankbar war, das "Wandervogel" Nummer 4, die meisten Wanderungen dann doch ausgelassen hatte. Während er es nicht abwarten konnte, endlich von der Domplatte den Blick über die Stadt zu genießen, meinten die Damen doch immer wieder für einen kurzen Schnack ein Päuschen einlegen zu müssen. Aber letztendlich kamen wir doch alle oben an;-)

Zurück in Wernigerode genossen wir noch einmal die Sonne und die Fertigkeiten der Line Dancer. Fazit der Tour, sollten wir auf alle Fälle noch mal machen, wenn es denn die Umstände bei "Wandervogel" Nummer 4 wieder zulassen;-) Ach, und ich glaube, wir müssen uns beim Line Dance anmelden - oder vielleicht doch lieber bei den Jagdstudenten???

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